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Zu einer Zeit, als man sich des Schafes seines Nachbarn bediente, um für die Grossnichte geeignete Windeln zu schneidern, als man als Sohn des Teufels beschimpft wurde, wenn man den Handstand länger als fünf Sekunden halten konnte, als man sich Silber und Gold aufgrund finanzieller Engpässe nicht auf die Zähne setzte, als man sich die Dreistigkeit eines herzhaften Rülpsers bei Tische noch ohne aufzufallen erlauben konnte, zu jener Zeit gab es weder Vokabularphysik noch Heftmaschinen.
Erst Jahre später wurden, mit dem Hintergedanken an eine gute Rentenvorsorge, drei junge Tauzieher zur Welt gebracht. Jeder in seiner psychischen und physischen Gestalt eigen konnten dennoch einige Ähnlichkeiten ausgemacht werden: das Geschlecht, das Vorhandensein von je einem Augen-, Ohren-, Nasenlöcher-, Arm- und Beinpaar oder etwa gleiche menschliche Grundbedürfnisse wie TV gucken, teure Sportautos fahren und Selfies machen. Was die drei Individuen jedoch schliesslich zusammenführte, war eine ähnliche Weltanschauung, die Leidenschaft für gute Musik und nicht zuletzt die völlig irreparable Schädigung des Kleinhirns hervorgerufen durch die nie enden wollenden Frauentausch-Marathons in den Wohnzimmern des Lebens. Flare, Turescht und DJ Broad Minded bildeten fortan (2003) die Grundpfeiler von Vokabularphysik und liessen sich ihre gemeinsamen Ideale, wie beispielsweise nie betrunken Auto zu fahren, spur- und konzeptlose Musik zu machen oder die Weltherrschaft an sich zu reissen, einen ständigen Begleiter sein. Etliche, vorerst belanglose, Kleindorfmusikorgien säumten den Weg der Kehlkopfakrobaten, bis sich auch Sprechgesangsveranstaltungsjongleure als gnädig erwiesen und Vokabularphysik mit ihren völlig gemütsfremden rhythmischen Verbalergüssen auch im grösseren Rahmen Mitsympathisanten drangsalieren liessen. Fortan trug die Zeit ihre Früchte und Vokabularphysik vermehrt zur Entfaltung von sittlichen und traditionellen Umgangsformen bei (wie beispielsweise mit voller Lautstärke Musik zu hören und einen nach dem Weg fragenden Passanten mit dienlichen Absichten anzuschreien oder bei Arbeitsantritt die Hälfte der Anweisungen des Vorgesetzten wegen nächtlichen Versuchen, das Hörvermögen zu senken, um bei der Rekrutierung wegen absehbarer Taubheit als untauglich erklärt zu werden, nicht zu verstehen). Auch in Zukunft wird Vokabularphysik angestrengt versuchen, die Hirnwindungen eines jeden Rap- und Musik-Fanatikers in akustische Schwingungen zu versetzen, welche sich dann bis in die Genickmuskulatur ausbreiten und dort eine pendelähnliche Beschleunigung erzeugen sollen. Diese Nick-Bewegung soll schliesslich mit einer zum Körper koaxialen Wink-Bewegung komplettiert werden. Ergo: Bounce, bounce, bounce, bounce, ...
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